Die akustische Welt im Kopf: Nichtlineare
Dynamik, Wahrnehmung und die Biophysik des
Gehörs
Prof. Dr. Manfred Euler
Institut für die Pädagogik der
Naturwissenschaften an der Univ. Kiel (IPN)
Das Gehör des Menschen ist außerordentlich
leistungsfähig. Beinahe könnten wir "das Gras
wachsen hören", so empfindlich ist das
akustische System. Das Gehör leistet etwas,
das auf den ersten Blick physikalisch unmöglich
scheint: zwei Ohren reichen aus, uns in einen
dreidimensionalen Raum einzubetten. Töne sind
jedoch mehr als nur akustische Signale. Der
Klang von Musik rührt uns an und bewegt uns.
Die Funktionen unseres Gehörs sind rational und
emotional gleichermaßen beeindruckend.
In dem Vortrag werden die biophysikalischen
Funktionsprinzipien des Gehörs aus der
Perspektive der Theorie dynamischer Systeme
analysiert und anhand physikalischer Modelle
veranschaulicht. Modellexperimente mit
selbsterregten Oszillatoren zeigen die engen
Zusammenhänge zwischen dynamischen Prozessen
der Erzeugung von Tönen und den biophysikalischen
Vorgängen bei der akustischen Signalverarbeitung
im Innenohr und im Nervensystem. Physik hilft,
die "Musik im Kopf" besser zu verstehen, das
Zusammenwirken der Nervenzellen im Gehirn, deren
höchst komplexe Sinfonie aus raum-zeitlichen
Interaktionsmustern unseren mentalen Aktivitäten
zugrunde liegt.
Die obige Skizze ist eine Veranschaulichung der
unglaublichen
Empfindlichkeit des menschlichen Gehörs: Der
Energiestrom einer 10W - Quelle
ist im Abstand von 1000 km noch wahrnehmbar!
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